(06.08.2024, Salzburg) - Waren die Hoffnungen auf eine weltweit gute Konjunkturentwicklung vor einigen Monaten noch groß, so haben sich diese in jüngster Zeit wieder etwas zerschlagen. Während der Internationale Währungsfonds die Konjunktur noch weitgehend optimistisch beurteilt, zeigen die aktuellen Wirtschaftsdaten ein etwas anderes Bild. “Für die Eurozone ist festzustellen, dass die Erwartungen zuletzt sogar deutlich verfehlt wurden. In den USA haben die Kapitalmärkte bereits zu Monatsbeginn begonnen, schlechtere Daten einzupreisen”, sagt Markus Dürnberger, Bereichsleiter Asset Management im Bankhaus Spängler, im aktuellen Kapitalmarktupdate.
“Dass die Lage und die Aussichten nicht mehr ganz so rosig sind, macht sich in den Unternehmen bemerkbar. Sowohl im Euroraum als auch in den USA hat sich die Stimmung der Unternehmen über alle Branchen hinweg eingetrübt”, so Dürnberger. “Die wichtigen Einkaufsmanagerindizes sowohl für die Industrie als auch für den Dienstleistungssektor haben sich abgeschwächt. Letzterer liegt in der Eurozone noch im expansiven Bereich, in den USA ist er unter die Expansionsschwelle gerutscht. Sollte dies so bleiben, wäre dies ein negatives Signal für die US-Wirtschaft.”
EZB und Fed: Weiteren Zinsschritte nach unten erwartet
Die Inflation ist insgesamt weiter rückläufig. Im Euroraum ist sie im Juli nach vorläufigen Angaben allerdings leicht auf 2,6 Prozent gestiegen. Der Rückgang hat sich in den letzten Monaten deutlich verlangsamt und ist eher in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. “Ein Inflationstreiber ist das starke Lohnwachstum, die Rückführung auf das 2-Prozent-Ziel der EZB gestaltet sich schwierig. Weitere Zinsschritte nach unten sind derzeit offen”, so Dürnberger. “In den USA zeigt sich ein ähnliches Inflationsbild. Nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Entwicklungen sowie der schwachen Arbeitsmarktdaten rechnen die Marktteilnehmer mittlerweile mit fünf weiteren Zinssenkungen der US-Notenbank Fed bis zum Jahresende.”
Aktien: “An den Märkten ist es unruhiger geworden”
Ein Blick auf die Kapitalmärkte zeigt: “Ein starkes erstes Aktienhalbjahr liegt hinter uns. Vor allem US-Titel haben deutlich zugelegt und sich auch deutlich besser entwickelt als europäische Werte”, sagt der Asset Manager des Bankhaus Spängler. Im Vormonat Juli hat sich die Rally in den USA allerdings nicht fortgesetzt. “Wie von uns erwartet, ist es an den Märkten etwas unruhiger geworden”, so Dürnberger. “Gründe dafür sind Konjunktursorgen, geopolitische Risiken und die Berichtssaison. Die Marktteilnehmer haben die Zahlen und Ausblicke einiger Unternehmen negativ aufgenommen und einige Aktien abgestraft. Allerdings waren auch die Erwartungen der Marktteilnehmer sehr hoch.”
Harris oder Trump? Aktienperformance einzelner Branchen unabhängig vom Ausgang der US-Wahl
“Einen Blick wert” ist aktuell der Einfluss der US-Präsidentschaftswahl im November auf die Aktienperformance einzelner Branchen. Während sich die Demokraten für erneuerbare Energien stark machen, setzen die Republikaner auf fossile Brennstoffe wie Öl und Gas. Man könnte also annehmen, dass während der Amtszeiten von Donald Trump und Joe Biden die Unternehmen aus den jeweils favorisierten Branchen profitiert haben. Dem war aber nicht so. Dürnberger: “Nach der Wahl von Joe Biden im November 2020 gehörten Aktien aus dem Sektor Erneuerbare Energien zu den großen Verlierern. In den vier Jahren unter Trump hingegen legten sie trotz fehlender politischer Unterstützung deutlich zu. Öl- und Gasaktien entwickelten sich erst unter Biden positiv. Nach der Wahl von Donald Trump im November 2016 gaben sie während seiner Amtszeit sogar nach, obwohl die Deregulierung ihre Wettbewerbsposition verbesserte. Es bleibt festzuhalten, dass die Fokussierung der US-Politik auf bestimmte Branchen keine Rückschlüsse auf die Aktienperformance der betroffenen Unternehmen zulässt.”
Positionierung im Spängler Asset Management
Was bedeutet das alles für Anleger:innen, wie ist das Spängler Asset Management aktuell positioniert? “Wir bleiben bei einer neutralen Aktienquote, noch mit einem Übergewicht der USA im Vergleich zu Europa”, betont Dürnberger. “Daneben mischen wir den pazifischen Raum und Japan weiter währungsgesichert bei, wobei wir die letzten Entwicklungen genau beobachten. Im Anleihebereich liegt unser Schwerpunkt im Segment beste Bonität im mittleren Laufzeitenbereich. Dagegen haben wir bei Unternehmensanleihen und High Yield-Anleihen eine verkürzte Laufzeitenstruktur. Schwellenländer-Anleihen haben wir wieder vorsichtig beigemischt.”