Die US-Amerikaner:innen haben am 5. November Donald Trump wieder ins Weiße Haus gewählt. Da die Republikaner auch die Mehrheit im Senat und Repräsentantenhaus erreicht haben, kann Trump wahrscheinlich viele seiner Vorhaben umsetzen. Mittlerweile hat er auch viele Personalentscheidungen getroffen, die seine zukünftige Politik erahnen lassen. An den Kapitalmärkten gab es schon im Vorfeld der Wahl große Bewegungen. Diese haben sich in den letzten Wochen teilweise noch intensiviert. Wir werfen einen Blick darauf, was sich seit dem 5. November getan hat.
Donald Trump wird erneut US-Präsident
Donald Trump hat bei der Präsidentschaftswahl am 5. November einen überraschend klaren Sieg eingefahren. So hat er nicht nur alle sieben sogenannten Swing States gewonnen, sondern auch die Mehrheit aller Stimmen der Amerikaner:innen bekommen (dies ist aufgrund des US-Wahlsystems nicht unbedingt erforderlich). Hinzu kommt, dass die Republikaner ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verteidigt und den Senat von den Demokraten zurückerobert haben. Beide Kammern ergeben zusammen den Kongress, der die Politik des Präsidenten unterstützen bzw. blockieren kann. Damit können Donald Trump und die Republikaner durchregieren und wohl viele eigene Vorhaben umsetzen. Trump übernimmt am 20. Jänner 2025 die Amtsgeschäfte vom amtierenden US-Präsidenten Joe Biden.
Durch das Wahlergebnis hat Donald Trump viel Macht auf sich vereint und zementiert diese durch die Besetzung von Ministerposten und anderen Schlüsselpositionen mit ihm treu ergebenen Personen. Einige der Nominierten haben nur wenig oder keine Regierungserfahrung und die Minister:innen könnten ohne Widerspruch ausführen, was der Präsident anordnet. Die folgende Aufstellung ist per Stand 19. November und dient der beispielhaften Veranschaulichung.
- Marco Rubio, Außenminister: Derzeitiger Senator Floridas, der als Hardliner unter anderem gegenüber China und dem Iran gilt, und in der Vergangenheit gegen die Milliardenhilfen für die Ukraine gestimmt hat.
- Pete Hegseth, Verteidigungsminister: Moderator bei Fox News, einem Trump wohl gesonnenen US-Nachrichtensender, und loyaler Trump-Anhänger.
- Matt Gaetz, Justizminister: Rechtspopulistischer Abgeordneter, der zu Trumps leidenschaftlichsten Verteidigern zählt. Gegen ihn laufen Untersuchungen unter anderem wegen Sexhandels mit einem 17-jährigen Mädchen und illegalen Drogenkonsums.
- Robert F. Kennedy Jr., Gesundheitsminister: Trat während der Corona-Pandemie als Impfgegner und Verschwörungstheoretiker auf.
- Chris Wright, Energieminister: Vorsitzender eines Öl-Dienstleistungsunternehmens in den USA. Er behauptete, dass es keine Klimakrise gibt und verglich den Kampf der Demokraten gegen die globale Erwärmung mit dem Sowjet-Kommunismus.
- Lee Zeldin, Umweltminister: Auch wenn er laut Trump „die höchsten Umweltstandards einhalten“ werde, dürfte er den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen vorbereiten.
- Sean Duffy, Verkehrsminister: Moderator bei Fox News und einer von Trumps sichtbarsten Unterstützern im US-Fernsehen. Er war republikanischer Abgeordneter und ist ein ehemaliger Reality-TV-Star.
- Thomas Douglas Homan, Chef der Einwanderungs- und Zollbehörde: Diese Position hatte er schon in der ersten Amtszeit von Donald Trump inne. Er soll die Grenzsicherung und Abschiebepolitik koordinieren. Er gilt als Hardliner in Sachen Migration und unterstützte die Idee, Kinder von ihren Eltern zu trennen.
- Mike Waltz, Nationaler Sicherheitsberater: Hat sich als China-Kritiker einen Namen gemacht.
- Elon Musk und Vivek Ramaswamy, Ministerium für Regierungseffizienz: Die Milliardäre haben den Status externer Berater und sollen gemeinsam dieses neue Ressort führen. Es soll dem Zweck dienen, Bürokratie abzubauen und Staatsausgaben zu kürzen. Es werden Interessenkonflikte mit den Firmen von Musk und Ramaswamy erwartet.
Grundsätzlich muss die Personalauswahl des Präsidenten für Ministerposten und andere hohe Regierungsämter vom Senat abgesegnet werden. Theoretisch könnten also nicht alle vorgesehenen Personalien bestätigt werden. Allerdings ist der Senat zukünftig in republikanischer Hand, was es für Trump einfacher macht, seine Kandidat:innen zu installieren.
Trumps wichtigste wirtschaftspolitische Vorhaben
Donald Trump hat im Wahlkampf viele Versprechen gemacht. Welche davon tatsächlich umgesetzt werden, wird man erst nach seinem Amtsantritt sehen. Einige seiner geplanten Maßnahmen, vor allem im außenwirtschaftlichen Bereich, dürften zu Gegenreaktionen führen, so dass sich deren schlussendliche Wirkung kaum abschätzen lässt. Wir konzentrieren uns hier auf ausgewählte Themen.
- Zölle: Trumps Lieblingswort und in seinen Augen das wirtschaftspolitische Allheilmittel. Trump möchte einen allgemeinen Zollsatz von mindestens 10 % auf alle Importe einführen und einen speziellen Zollsatz von 60 % auf Einfuhren aus China. Einige Politikbeobachter:innen erwarten, dass Trump einen Teil seiner Forderungen als Verhandlungstaktik einsetzt und mit ausgesuchten Partnern Kompromisse eingeht. Gegenüber China dürfte er allerdings hart bleiben, worauf auch seine Personalauswahl schließen lässt. Umfangreiche Zölle könnten zu Handelsstreitigkeiten oder gar -kriegen führen und der Welthandel würde wohl weiter zurückgedreht werden. Die Zölle dürften das US-Wirtschaftswachstum kurzfristig positiv beeinflussen, da ein Teil der US-Nachfrage auf inländische Produkte umgelenkt wird. Im Falle von Gegenmaßnahmen der Handelspartner dürften sie sich aber ins Negative umkehren. Ebenso dürften höhere Zölle auch zu mehr Inflation führen.
- Steuern: Trump möchte die von ihm in seiner ersten Amtszeit eingeführten Einkommensteuersenkungen, die Ende 2025 auslaufen, unbegrenzt verlängern. Rentenbezüge sollen zukünftig von der Steuer befreit werden. Darüber hinaus hat er eine weitere Senkung der Körperschaftssteuer von aktuell 21 % in Aussicht gestellt. Die Steuerpläne würden das Staatsdefizit der USA deutlich erhöhen. Die erwarteten Zolleinnahmen reichen offiziellen Schätzungen zufolge bei weitem nicht aus, die Steuerpläne zu finanzieren.
- Einwanderung: Die Einwanderung bildet eines der zentralen Themen im Wahlkampf. Trump hat versprochen, massenhaft illegale Einwander:innen auszuweisen. Diese sind jedoch überwiegend in personalintensiven Bereichen wie dem Bau, der Landwirtschaft oder dem Gastgewerbe beschäftigt. Im Falle von umfangreichen Abschiebungen dürfte das Wirtschaftswachstum gebremst und über steigende Löhne die Inflation angeheizt werden.
- Geldpolitik: Trump hatte im Wahlkampf getönt, er sei der bessere Notenbanker und möchte in die Entscheidungen der US-Notenbank Fed einbezogen werden. Die Fed gerät durch den bevorstehenden Politikwechsel in eine schwierige Lage, denn sie müsste eigentlich auf die Zollpläne von Trump reagieren, sobald diese sich abzeichnen. Dies könnte aber von Trump als unfreundlicher Akt aufgefasst werden. Da ein direkter Angriff auf die Unabhängigkeit der Fed wohl zu Turbulenzen an den Kapitalmärkten führen würde, dürfte es Trump bei öffentlicher Kritik belassen. Die Amtszeit des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, die im Frühjahr 2026 endet, wird er wahrscheinlich nicht verlängern und ihn durch einen Gefolgsmann ersetzen.
Die Reaktion der Kapitalmärkte auf Trumps Wahlsieg
An den Kapitalmärkten war es schon vor der US-Wahl unruhiger geworden. Und die Bewegungen hatten sich noch intensiviert, nachdem sich abzeichnete, dass Trump die Wahl gewinnt und die Republikaner auch die Mehrheit im Kongress erreichen. In diesem Zusammenhang wird oft von den sogenannten Trump-Trades gesprochen.
An den US-Aktienmärkten wurde das Wahlergebnis euphorisch aufgenommen. Denn zum einen herrscht jetzt Klarheit, wie die politische Lage in Washington zukünftig aussieht. Zum anderen sollten die US-Unternehmen von der geplanten Senkung der Körperschaftssteuer profitieren, die deren Gewinne erhöhen dürfte. Die geplanten Zölle wiederum kommen wohl eher kleineren und mittelgroßen Unternehmen zugute, die primär in den USA produzieren und ihre Waren nicht in dem Umfang exportieren, wie die großkapitalisierten, multinationalen Unternehmen. Die US-Indizes haben also auf ganzer Breite zugelegt: Der Dow Jones Industrial Average markierte bei über 44.000 Punkten ein Rekordhoch. Der S&P 500 hatte erstmals die Marke von 6.000 Punkten überschritten und die Nasdaq 100 notierte auf einem Allzeithoch von über 21.000 Punkten. Der Russell 2000 sprang ebenfalls nach oben. Europäische Aktienindizes kamen dagegen zunächst unter Druck, da hier negative Auswirkungen von Trumps Zollpolitik befürchtet wurden. So ist zum Beispiel die USA für unser Nachbarland Deutschland die wichtigste Exportnation. Die Euphorie an den US-Aktienmärkten ist allerdings schon in der zweiten Woche nach der Wahl etwas verflogen und die Indizes haben einen Teil ihrer Gewinne wieder abgegeben.
An den Anleihemärkten sind insbesondere in den USA die Renditen deutlich gestiegen. Die Renditen zweijähriger und zehnjähriger US-Staatsanleihen liegen aktuell rund 80 Basispunkte über den Tiefs von September. Dies spiegelt die Erwartung steigender Haushaltsdefizite und Inflationsrisiken wider. Zudem werden die USA wohl mehr Staatsanleihen emittieren müssen, um die geplanten Ausgaben zu finanzieren. In diesem Zusammenhang haben die Marktteilnehmer:innen ihre Zinssenkungserwartungen an die Fed deutlich zurückgeschraubt. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte im Dezember ist nicht mehr voll eingepreist und für nächstes Jahr werden nur noch zwei Zinssenkungen von insgesamt 50 Basispunkten erwartet. Dies hängt allerdings auch mit der noch starken US-Wirtschaft und der hartnäckigen Inflation zusammen. Europäische Anleihen haben sich von der Bewegung in den USA abgekoppelt. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen, stellvertretend für die Eurozone, ist nur um gut 30 Basispunkte gestiegen. Europäische Staatsanleihen haben sich daher in den letzten Wochen besser gehalten als US-Anleihen.
Der US-Dollar hat gegenüber den meisten G10-Währungen merklich aufgewertet. Mit 1,05 notierte der EUR/USD-Wechselkurs auf dem niedrigsten Stand seit über einem Jahr. Viele Marktteilnehmer:innen sind offenbar der Meinung, dass die Trump-Präsidentschaft Dollar-positiv sein wird. Dies unterstellt aber, dass Trump seine inflationstreibenden Maßnahmen (Zölle, Abschiebungen) umsetzt und gleichzeitig die Unabhängigkeit der Fed nicht antastet.
Infolge der gestiegenen Anleiherenditen und des festen US-Dollars ist der Goldpreis gefallen. Denn höhere Renditen bzw. Zinsen machen Gold als alternative Anlageklasse unattraktiver. Aus der Sicht eines:einer Euro-Investor:in federt der feste US-Dollar einen Teil der Verluste des Goldpreises immerhin ab.
Zu guter Letzt lohnt sich ein Blick auf die Krypto-Währungen. Seit dem Wahlsieg von Donald Trump eilt zum Beispiel der Bitcoin von einem Rekordhoch zum anderen. Im Sommer hatte sich Trump auf einer nationalen Bitcoin-Konferenz zum „Bitcoin-Präsidenten“ gekürt und angekündigt, die USA zum „Krypto-Zentrum des Planeten“ zu machen. Dazu will er das regulatorische Umfeld für Kryptowährungen lockern. Er kündigte auch an, eine „nationale Reserve“ in Bitcoin anzulegen, ähnlich den bestehenden staatlichen strategischen Reserven in Gold und Öl. Viele Investor:innen haben offenbar in der Erwartung, dass Trump diese Pläne umsetzt, den Bitcoin und andere Krypto-Währungen gekauft.
Auf den Punkt gebracht
Donald Trump hat die Kapitalmärkte durcheinandergewirbelt. Während an den US-Aktienmärkten das Wahlergebnis euphorisch aufgenommen wurde, sind an den Anleihemärkten die Renditen stark gestiegen, was auf den Anleihekursen lastete. Die Frage ist nun, wie lange es an den Kapitalmärkten so weitergeht und ob überhaupt – getreu dem Motto „Politische Börsen haben kurze Beine“. Auch war in der ersten Amtszeit Trumps zu beobachten, dass sich anfängliche Kursbewegungen mit der Zeit ins Gegenteil verkehrt haben. Noch ist es zu früh, darüber ein Urteil zu fällen. Vieles wird davon abhängen, wie viele seiner Vorhaben Trump wirklich umsetzt. Im Spängler Asset Management bleiben wir bei einer neutralen Aktienquote, mit einem Übergewicht der USA relativ zu Europa. Auf der Anleihenseite liegt unser Schwerpunkt weiterhin im mittleren Laufzeitenbereich.
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Marketingmitteilung
Stand 19.11.2024