Der Kupferpreis hat im Mai ein Rekordhoch von über 11.000 USD je Tonne erreicht. Er gilt bei vielen Marktbeobachter:innen als Konjunkturindikator. Für den jüngsten Preisanstieg wird oft die erwartet starke Nachfrage nach Kupfer in der E-Mobilität angeführt. Daneben gibt es strukturelle Probleme bei der Gewinnung und Produktion von Kupfer. Langfristig scheint aus heutiger Sicht das Kupferangebot nicht mit der Nachfrage Schritt halten zu können.

Kupferpreis erklimmt neue Höhen

Wie viele Aktienindizes und Gold ist der Kupferpreis heuer stark gestiegen und hat im Mai mit rund 11.100 USD je Tonne ein Rekordhoch markiert. Zwar ist er seitdem wieder gefallen, das Plus seit Jahresbeginn beträgt per Mitte Juni aber immer noch knapp 14 %. Im vergangenen Jahr handelte Kupfer zumeist zwischen 8.000 USD und 9.000 USD je Tonne, zu Beginn der Corona-Pandemie waren es zeitweise sogar weniger als 5.000 USD je Tonne. Der Kupferpreis gilt bei vielen Marktbeobachter:innen als Konjunkturindikator, da Kupfer als Industriemetall wegen seiner Elektrizitäts- und Wärmeleitfähigkeit vielfältig zum Einsatz kommt. Ein steigender bzw. hoher Kupferpreis deutet demnach auf eine gute Wirtschaft hin, während ein fallender bzw. niedriger Preis entsprechend wirtschaftliche Probleme signalisiert. Dieser Zusammenhang ist heute allerdings etwas schwächer als noch vor einigen Jahren, da neben Angebot und Nachfrage mittlerweile noch andere Kräfte auf den Kupferpreis wirken.

Kupferpreis auf Rekordhoch geschnellt (in USD je Tonne) — Quelle: FactSet; Stand 14. Juni 2024

Kupfer als „Allroundtalent“

Kupfer kommt unter anderem in Form von Drähten, Rohren, Platten, Gussteilen und Puder zum Einsatz. Es ist der beste nicht-edelmetallische Elektrizitätsleiter und weist eine enorme Widerstandsfähigkeit und Formbarkeit auf. Darüber hinaus ist es korrosionsresistent. Kupfer wird zum Beispiel in Stromkabeln, Generatoren, Elektromotoren, Transformatoren und elektronischer Ausrüstung jeder Art verwendet. Daneben wird es vielfältig im Bau eingesetzt (auch als Legierung) und findet sich in Dollar- und Euro-Münzen wieder. Im Infrastrukturbereich sowie im Transportsektor ist Kupfer ebenfalls gefragt. Langfristig ergeben sich für Kupfer weitere Einsatzmöglichkeiten wie zum Beispiel in medizinischen Anwendungen, erneuerbaren Energien oder Elektrofahrzeugen.

Insbesondere die E-Mobilität wurde in den letzten Monaten vielfach als Grund für den starken Kupferpreisanstieg angeführt, wobei dieser Grund keinesfalls neu ist. Tatsächlich wird in einem Elektroauto deutlich mehr Kupfer verarbeitet als in einem Auto mit Verbrennungsmotor. Gemäß Daten der International Copper Association (ICA) werden in herkömmlichen Autos durchschnittlich 23 kg Kupfer verbaut. In Hybrid-Fahrzeugen sind es demnach schon 40-60 kg und in batteriebetriebenen Elektroautos sogar 89 kg. Hinzu kommt die Ladeinfrastruktur. Jede Ladesäule zieht den Daten der ICA zufolge 0,7 kg Kupfer auf sich, bei Schnellladestationen können es bis zu 8 kg werden. Die E-Mobilität spielt bei der Nachhaltigkeitswende vieler Länder eine große Rolle und es wird erwartet, dass die Anzahl der Fahrzeuge mit neuen Antriebsformen (dazu zählen auch Elektroautos) in den kommenden Jahren deutlich zunimmt. Dies allein dürfte zu einer stark steigenden Kupfernachfrage führen. Allerdings sind dies langfristige Perspektiven und die erwartet höhere Nachfrage wird sich nicht von heute auf morgen materialisieren. Für heuer erwartet die International Copper Study Group (ICSG) ein Wachstum der globalen Kupfernachfrage von 2,1 %. Im nächsten Jahr soll sie etwas schneller um 2,5 % steigen.

Kupfervorkommen und Produktion

Kupfer kommt in verschiedenen Formen in der Erdkruste vor. Gemäß Daten des United States Geological Survey gab es im Jahr 2022 rund 890 Mio. Tonnen bekannte Reserven, die bewertet und als profitabel abbaubar eingestuft wurden. Bei der gegenwärtigen Minenproduktion würden sie für rund 40 Jahre reichen. Daneben gibt es weitere Vorkommen (Ressourcen), die als potenziell profitabel gelten, und noch unentdeckte Vorkommen, die auf vorläufigen geologischen Studien beruhen. Mehr als die Hälfte der bekannten Vorkommen liegt in Süd- und Nordamerika.

Die Kupferproduktion beginnt mit dem Abbau kupferhaltiger Erze. Dies geschieht überwiegend im Tagebau. Anschließend wird das Kupfererz zerkleinert und gemahlen. Es folgt ein mehrstufiger Schmelz- und Raffinierungsprozess, währenddem das Kupfer verschiedene Formen annimmt und angereichert wird. Das Ergebnis sind Kupferkathoden mit einem Reinheitsgrad von 99,99 %. Neben Kupfererz ist Kupferschrott eine zweite Quelle zur Produktion von Kupfer. Da Kupfer im Recyclingprozess keine seiner chemischen und physischen Eigenschaften verliert, ist es eines der am meisten wiederverwendeten Metalle.

Die größten Kupferminen befinden sich in Chile, Peru und Mexiko, wodurch Lateinamerika für fast 40 % der weltweiten Minenproduktion steht. Große Minen gibt es daneben in Indonesien, den USA, Russland und im Kongo. Das abgebaute Kupfer wird für den oben beschriebenen Produktionsprozess in der Regel nicht bei den Minen weiterverarbeitet, sondern zu Schmelzen und Raffinerien andernorts verschifft. Die mit Abstand größten Schmelz- und Raffinadekapazitäten hat China, das rund die Hälfte der weltweiten Produktion ausmacht. Acht der zehn größten Kupferraffinerien stehen in China, und auch die größte Kupferschmelze ist dort beheimatet.

Laut Prognosen der ICSG soll die Minenproduktion heuer nur um 0,5 % steigen. Dank der Inbetriebnahme bzw. dem Hochfahren neuer Minen soll sie im nächsten Jahr um 3,9 % zulegen. Die Raffinadeproduktion, also die Weiterverarbeitung des Kupfererzes, soll dieses und nächstes Jahr um 2,8 % bzw. um 2,2 % gesteigert werden.

Strukturelle Probleme auf der Angebotsseite

Allerdings gibt es bei der Gewinnung und Produktion von Kupfer strukturelle Probleme, so dass die Produzenten das angestrebte Plus hart erkämpfen müssen. Die einfach und günstig zu erschließenden Kupfervorkommen sind schon lange erschlossen. An die vorhandenen weiteren Vorkommen kommt man mit der aktuellen Technik nur schwer oder gar nicht heran. Bis zur kommerziellen Erschließung eines Kupfervorkommens vergehen nicht selten bis zu 10 Jahre. Die Minenproduzenten, die das Kupfer abbauen wollen, brauchen also einen sehr langen Planungshorizont und müssen von langfristig hohen Kupferpreisen überzeugt sein, bevor sie in ein neues Projekt investieren. Die notwendigen Investitionen gehen dabei oftmals in die Milliarden. Bei Kupferpreisen zwischen 5.000 USD und 7.000 USD je Tonne, wie sie von 2014 bis 2020 zu beobachten waren, wurden daher nur wenige neue Projekte bewilligt. Auch die zugenommene Schwankungsintensität des Kupferpreises lässt viele Produzenten zögern. Erst bei den hohen Preisen – wie aktuell – dürften wieder mehr Projekte angestoßen werden. Bis dieses Material an den Markt kommt, vergehen aber, wie erwähnt, viele Jahre. Ein weiteres Problem ist, dass viele der bestehenden großen Kupferminen schon sehr alt sind und es zunehmenden Aufwands bedarf, deren Leben zu verlängern. Zudem nimmt der Metallgehalt im Kupfererz seit vielen Jahren stetig ab. Das heißt, es muss mehr Kupfererz abgebaut werden, um am Ende hochreine Kupferkathoden herstellen zu können. Darüber hinaus steigen die operativen Kosten der Produzenten, da die Produktion zum Beispiel energieintensiv ist. In den letzten Jahren wurden durch zahlreiche, teilweise lang andauernde, Streiks auch die Arbeitskosten nach oben getrieben. Außerdem gilt es Umweltbelange zu beachten. Diese, gepaart mit Protesten der Bevölkerung, haben zum Beispiel dazu geführt, dass eine gerade neu aufgemachte, große Mine in Panama wieder schließen musste. Das politische Regime im jeweiligen Land spielt beim Für und Wider einer Mine ebenfalls eine große Rolle.

Bilanz am Kupfermarkt der letzten 10 Jahre (Produktion und Verbrauch in Mio. Tonnen) — Quelle: International Copper Study Group; Stand 29. April 2024

Die aufgeführten Probleme, deren Liste nicht vollständig ist, machen es schwer, die erwartet höhere Kupfernachfrage zu befriedigen. Schon in den letzten Jahren konnte das Angebot mit der Nachfrage kaum Schritt halten. Dies lässt für die Zukunft eine Angebotsknappheit befürchten, zumal die börsenregistrierten Kupfervorräte von wenigen hunderttausend Tonnen nur für wenige Wochen reichen und die drohende Lücke nicht schließen können. Nimmt man die Lagerbestände der Produzenten hinzu, verbessert sich die Ausgangslage nicht entscheidend.

Börsenhandel mit Kupfer und die Rolle der Spekulanten

Seit 1877 werden an der weltweit wichtigsten Metallbörse, der London Metal Exchange, Metalle gehandelt, darunter Kupfer. Im letzten Jahr wurden laut Börsenangaben Kontrakte im Wert von 15 Bio. USD und einer Menge von 3,5 Mrd. Tonnen umgesetzt (über alle Metalle hinweg). Dies entspricht einem Vielfachen der jährlichen Produktionsmenge. Der Großteil der Kontrakte wird bar abgewickelt, das heißt, die Positionen werden vor Fälligkeit wieder geschlossen. Kupfer ist neben Aluminium das Industriemetall, das am liquidesten ist. Die Shanghai Futures Exchange hat sich als zweitwichtigste Metallbörse etabliert, obwohl sie erst 1998 gegründet wurde. Sie ist vor allem für den chinesischen Markt (China steht für rund 50 % der weltweiten Metallnachfrage) relevant. Preisbewegungen dort haben aber auch Einfluss auf den Handel in London oder New York. In New York wird Kupfer ebenfalls gehandelt, und zwar an der Comex, dem größten amerikanischen Handelsplatz für Termingeschäfte im Industrie- und Edelmetallbereich.

Durch die hohe Liquidität wird seit Jahren mit Kupfer spekuliert – mit zunehmender Tendenz. Dadurch ist der Kupferpreis deutlich schwankungsanfälliger geworden, was die Planungssicherheit der Produzenten und Konsumenten verringert. Zeitweise ist der Kupferpreis fest in Händen von Spekulanten wie Hedgefonds, die nur auf Rendite aus sind und kein Interesse an dem Metall selbst haben. In solchen Phasen werden die klassischen Preistreiber wie zum Beispiel Angebot und Nachfrage oder Lagerbestandsveränderungen in den Hintergrund gedrängt und manche Preisbewegungen erscheinen irrational. Verschiedene Studien haben ergeben, dass Spekulanten zwar keine Trends auslösen, bestehende aber verlängern oder verstärken können. Sie dürften daher auch beim Kupferpreisanstieg in diesem Jahr mitgewirkt haben. Ziehen sich die Spekulanten wieder aus dem Markt zurück, weil sie Gewinne mitnehmen oder anderweitig bessere Renditechancen sehen, kann es zu starken Korrekturen kommen.

Fazit

Neben den bisherigen Treibern dürfte insbesondere die E-Mobilität in den kommenden Jahren für eine steigende Kupfernachfrage sorgen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass das Angebot nicht mit der Nachfrage Schritt halten kann, da die Produzenten in den letzten Jahren wegen der niedrigen Preise zu wenig investiert haben und strukturellen Problemen gegenüberstehen. Dies spricht langfristig für hohe Kupferpreise, deren Schwankungsintensität sogar noch weiter zunehmen könnte.

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Marketingmitteilung
Stand 17.06.2024

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