Am 5. November findet in den USA die Präsidentschaftswahl statt, die schon lange ihre Schatten vorauswirft. Wir skizzieren in diesem Kapitalmarktnavigator die Eckpunkte der Politik der beiden Kandidat:innen. Wer besser für die Wirtschaft und die Kapitalmärkte ist, hängt auch davon ab, welche Partei die Mehrheit im Kongress stellt. Denn dies ist entscheidend, wie viel des jeweiligen Wahlprogramms am Ende auch tatsächlich umgesetzt werden kann.

Kamala Harris vs. Donald Trump

Dass der ehemalige Präsident Donald Trump für die Republikaner ins Rennen um das Weiße Haus gehen wird, ist schon lange bekannt. Er wurde offiziell Mitte Juli auf dem Parteitag der Republikaner nominiert. Bei den Demokraten gestaltete sich die Suche nach einem:einer Kandidat:in dagegen wesentlich dramatischer. Ursprünglich wollte der amtierende US-Präsident Joe Biden für eine zweite Amtszeit antreten. Das TV-Duell mit Donald Trump Ende Juni wurde für Joe Biden jedoch zu einem Fiasko und es kamen Zweifel an seinem Gesundheitszustand sowie seiner Regierungsfähigkeit auf. Etwa vier Wochen nach der TV-Debatte zog sich Joe Biden – auch wegen des immer größer werdenden öffentlichen Drucks – aus dem Präsidentschaftsrennen zurück und überließ das Feld der amtierenden Vizepräsidentin, Kamala Harris. Sie wurde offiziell Mitte August zur Kandidatin der Demokraten gekürt. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten ist Kamala Harris in den meisten Umfragen mittlerweile an Donald Trump vorbeigezogen, wobei ihr Vorsprung klein ist und die Differenz im Rahmen der Fehlertoleranz von Umfragen liegt. Wie schon bei den letzten Präsidentschaftswahlen dürfte es auch heuer ein knappes Ergebnis werden. Kamala Harris wäre im Falle eines Wahlerfolges die erste Präsidentin der USA, Donald Trump hingegen würde zum zweiten Mal ins Weiße Haus einziehen.

Kopf-an-Kopf-Rennen vor der US-Wahl (Durchschnitt verschiedener Umfragen) — RealClearPolitics, FactSet; Stand 17. September 2024

Swing States sowie Wahl zum Repräsentantenhaus und Senat

Viele Politikbeobachter:innen erwarten ein sehr knappes Wahlergebnis. Da die meisten Bundesstaaten recht sicher den Demokraten oder Republikanern zugeordnet werden können, kommt es am Wahltag wahrscheinlich auf wenige Bundesstaaten, die sogenannten Swing States, an, die hart umkämpft sind. In Swing States haben die Demokraten und Republikaner per Definition die gleiche Unterstützung der Bevölkerung. Die Präsidentschaftskandidat:innen bemühen sich für gewöhnlich intensiv um die Wählerschaft in diesen Bundesstaaten. Für die kommende Wahl gelten Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania und Wisconsin als Swing States. Sie stellen zusammen 93 der 538 Frauen und Männer des Wahlkollegiums, das die Präsidentin bzw. den Präsidenten wählt. Um gewählt zu werden, sind mindestens 270 Stimmen notwendig.

Daneben kommt der gleichzeitig stattfindenden Wahl zum Repräsentantenhaus und Senat, die zusammen den Kongress ergeben, eine wichtige Rolle zu. Denn die Partei, die in den beiden Häusern die Mehrheit stellt, kann die Politik der Präsidentin bzw. des Präsidenten unterstützen bzw. blockieren. Das Repräsentantenhaus ist aktuell in republikanischer Hand, im Senat stellen die Demokraten die Mehrheit. Anfang November werden alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses und 34 der 100 Senator:innen neu gewählt. Die Umfragen lassen für beide Häuser ein enges Rennen erwarten. Ändert sich an den aktuellen Mehrheitsverhältnissen nichts, dürften die Wahlversprechen der Kandidaten nur in abgeschwächter Form umgesetzt werden können. Gewinnt aber eine Partei in beiden Häusern die Mehrheit und stellt gleichzeitig die Präsidentin bzw. den Präsidenten, kann sie „durchregieren“.

Die politische Agenda von Donald Trump

Die Republikaner haben ihr Wahlprogramm zum Parteitag im Juli veröffentlicht. Darin finden sich teils drastische Vorhaben und Donald Trump hat in seinem ihm typischen Stil großspurige Ankündigungen gemacht. Er verspricht, die Wirtschaft zu stärken, indem zum Beispiel die von ihm 2018 eingeführten Einkommensteuersenkungen unbegrenzt verlängert werden sollen. Ebenso sollen Regulierungen abgeschafft und zukunftsträchtige Industrien besonders gefördert werden. Hierzu werden Künstliche Intelligenz, Raumfahrt und auch Krypto-Währungen gezählt. Die heimische Öl- und Gasproduktion soll ebenfalls unterstützt werden. Ob Donald Trump, wie angekündigt, die Förderung der erneuerbaren Energien radikal zusammenstreicht, ist noch nicht klar, da republikanisch regierte Staaten wie Texas große Nutznießer dieser Politik sind. Bei der staatlichen Rentenversicherung und der Krankenkasse für Senior:innen sind keine Kürzungen vorgesehen.

Des Weiteren hat Donald Trump angekündigt, Zölle zu erhöhen – es soll einen allgemeinen Zollsatz von 10 % auf alle Importe geben und einen auf 60 % erhöhten Zollsatz auf Einfuhren aus China. Neue Handelskonflikte dürften damit vorprogrammiert sein. Zölle scheinen für Donald Trump ein Allheilmittel zu sein. Denn er hat auch all jenen mit Vergeltung gedroht, die eine aktive Abkehr von der US-Dollar-Dominanz im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr betreiben. In diesem Falle hat er Importzölle von 100 % in Aussicht gestellt. Die höheren Zölle gefährden allerdings das im Wahlprogramm an erster Stelle genannte Ziel, die Inflation zu besiegen und die Preise „rasch nach unten zu bringen“. Verschiedenen Studien zufolge wurden die in seiner ersten Amtszeit beschlossenen Zollerhöhungen fast vollständig auf die Endpreise übergewälzt, womit die US-Verbraucher:innen und nicht die ausländischen Exporteure die Zölle getragen haben.

Donald Trump hat darüber hinaus angekündigt, massenhaft illegale Einwander:innen abzuschieben. Im Wahlprogramm ist vom „größten Deportationsprogramm der amerikanischen Geschichte“ die Rede. Die illegalen Einwander:innen stellen jedoch einen beträchtlichen Teil der Arbeitskräfte. Ihre Abschiebung würde das Arbeitsangebot spürbar verringern, das Wirtschaftswachstum bremsen und über steigende Löhne zu verstärkter Inflation beitragen.

Die Wahlversprechen von Donald Trump setzen den ohnehin schon angespannten Staatshaushalt weiter unter Druck, da die Staatsausgaben in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Möglicherweise muss die US-Notenbank Fed eingreifen und mittels niedrigerer Zinsen die Refinanzierung der USA verbilligen. Ohnehin möchte Donald Trump im Falle eines Wahlsieges größeren Einfluss auf geldpolitische Entscheidungen der Fed nehmen. In Medienberichten wurden diesbezüglich zwei mögliche Optionen genannt: Der Präsident wird bei Zinsentscheidungen konsultiert oder das Finanzministerium kontrolliert die Fed stärker. Diese Änderungen würden die Unabhängigkeit der US-Notenbank gefährden und hätten weitreichende Auswirkungen.

Die politische Agenda von Kamala Harris

Im Gegensatz zu Donald Trump hat Kamala Harris ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen bislang nicht allzu sehr konkretisiert. Sie spricht sich angesichts der in den letzten Jahren stark gestiegenen Lebensmittelpreise für eine Preisregulierung bei Lebensmitteln aus, möchte also hier quasi in den Markt eingreifen. Daneben möchte Kamala Harris bezahlbares Wohnen fördern, zum Beispiel durch Zuschüsse für Baukredite und den Bau verbilligter Wohnungen. Ebenso soll die Steuerlast für Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen verringert werden. Für die Krankenversicherung sind höhere Zuschüsse geplant, wovon vor allem Bürger:innen profitieren, die nicht über ihren Arbeitgeber krankenversichert sind. Die Unternehmenssteuern sollen dagegen von 21 % auf 28 % angehoben werden – ein Vorschlag von Joe Biden, den Kamala Harris übernommen hat. Daneben kommen auf die Unternehmen weitere Abgaben zu. Dies dient zur Finanzierung der geplanten Entlastungen von Geringverdiener:innen. Unter dem Strich dürften die Staatsausgaben dennoch weiter steigen, die dringend notwendige Haushaltskonsolidierung wird es auch unter Kamala Harris nicht geben. Die Unabhängigkeit der Fed will Kamala Harris im Gegensatz zu Donald Trump nicht angreifen. Ferner dürfte sie die Handelspolitik von Joe Biden fortführen, das heißt, Zölle dürften nicht gesenkt werden und auch die verschärfte Gangart gegenüber China wird beibehalten. Im Umgang mit Europa dürfte sich Kamala Harris zwar konzilianter verhalten als Donald Trump, aber in der Sache hart bleiben. Umweltpolitische Gesichtspunkte könnten mehr Gewicht in der Außenpolitik bekommen.

Die Schulden der USA sind schon in den letzten Jahren rasant gestiegen — US-Finanzministerium, FactSet; Stand 16. September 2024

Auswirkungen auf die Kapitalmärkte

Auch wenn es dem Blick in die berühmte Glaskugel ähnelt, lassen sich aus den Wahlversprechen von Donald Trump und Kamala Harris Auswirkungen auf die Kapitalmärkte ableiten. Ob es tatsächlich so kommt, bleibt abzuwarten. Es wird unter anderem davon abhängen, welche Partei im Repräsentantenhaus und Senat die Mehrheit stellt und wie viel des jeweiligen Wahlprogramms damit schlussendlich umgesetzt werden kann.

Donald Trump würde wohl von den Aktienmärkten bevorzugt werden. Seine Steuerpläne dürften kapitalintensiven Industrien wie dem Technologiesektor und dem verarbeitenden Gewerbe zugutekommen. Seine Ausgabenpläne ähneln denen seiner ersten Amtszeit und zielen auf Infrastruktur und Verteidigung ab. Die angekündigte Deregulierung ist positiv zu werten, wobei Sektoren wie Energie und Pharma stärker davon profitieren dürften als andere. Die drohenden Handelskonflikte wären dagegen eher negativ für Aktien.

Die von Kamala Harris geplanten Steuererhöhungen für Unternehmen würden die Aktienkurse wohl eher belasten, ebenso der größere regulatorische Aufwand. Von ihren geplanten Ausgaben würden allerdings unter anderem Konsumgüter, Bildung, Gesundheit und saubere Energien profitieren. Da die aktuelle Handelspolitik fortgeführt werden dürfte, wären von dieser Seite keine negativen Überraschungen zu erwarten.

Dies alles ist jedoch keine Garantie, dass sich die genannten Sektoren auch tatsächlich positiv oder besser als der Markt entwickeln, wie ein Blick auf die Amtszeiten von Joe Biden und Donald Trump zeigt. Der noch amtierende Präsident Joe Biden hat sich zwar für erneuerbare Energien stark gemacht, die Aktienkurse der eigentlich begünstigten Unternehmen sind während seiner Amtszeit aber sogar gefallen. Donald Trump wiederum setzte auf fossile Brennstoffe wie Öl und Gas. Doch trotz Deregulierung in diesem Bereich gaben Öl- und Gas-Aktien in seiner Amtszeit nach. Der Fokus der US-Politik auf bestimmte Branchen lässt also keine Rückschlüsse auf die Performance der Aktien der betroffenen Unternehmen zu.

Der US-Dollar dürfte kaum auf eine mögliche Präsidentin Kamala Harris reagieren. Bei einem Wahlsieg von Donald Trump könnte er hingegen zunächst aufwerten, wie schon nach seinem letzten Wahlsieg 2016. Allerdings bergen viele der Vorhaben von Donald Trump die Gefahr einer höheren Inflation. So könnte eine geringere Immigration zu entsprechend höherem Lohndruck führen und auch die höheren Zölle sprechen für verstärkten Preisdruck. Mit etwas Abstand betrachtet könnte dies zu einer Abwertung des US-Dollars unter Donald Trump führen.

Die größten Auswirkungen auf die Kapitalmärkte gäbe es wahrscheinlich, sollte Donald Trump tatsächlich die Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed beschneiden. Entstünde nach entsprechenden Maßnahmen der Eindruck, dass die Fed auf politischen Druck hin eine zu expansive Geldpolitik verfolgt, würde dies die Kapitalmarktzinsen in die Höhe schnellen lassen, den US-Dollar abstürzen lassen und die Aktienmärkte unter Druck setzen. Kurzum, es würde zu erheblichen Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen.

Auf den Punkt gebracht

Unabhängig davon, wer neue Präsidentin oder neuer Präsident wird, die Staatsausgaben in den USA werden in den nächsten Jahren weiter steigen. Ob Kamala Harris oder Donald Trump besser für die Kapitalmärkte ist, wird davon abhängen, wie viel des jeweiligen Wahlprogramms am Ende auch tatsächlich umgesetzt werden kann. Für die Marktteilnehmer:innen dürfte die weitere Konjunkturentwicklung und die zukünftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed in den nächsten Wochen wichtiger sein. Erst kurz vor der Wahl dürften sie ihren Fokus auf Kamala Harris und Donald Trump verlagern. Historisch betrachtet waren die Märkte kurz vor bzw. rund um US-Wahltermine volatiler. Im Spängler Asset Management beobachten wir die Entwicklung in den USA genau und werden bei Bedarf unsere Allokation anpassen.

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