Die vergangene Woche war nichts für schwache Nerven: An den Kapitalmärkten kam es im Zuge verschiedener Ereignisse zu großen Schwankungen bzw. teils sogar Verwerfungen.
Umfangreiche Fiskalpakete
Am Dienstagabend haben die wahrscheinlichen Koalitionspartner der neuen Regierung in Deutschland, CDU und SPD, für die nächsten zehn Jahre ein 500 Milliarden Euro schweres Fiskalpaket zur Unterstützung der Wirtschaft und für Verteidigungsausgaben beschlossen. Diese Vorhaben sollen primär mit neuen Schulden finanziert werden, wozu die Schuldenbremse angepasst werden muss. Deutschland hatte Ende 2024 eine Schuldenquote von 63 %. Diese wird in den kommenden Jahren nun deutlich steigen. Dennoch sieht die Ratingagentur S&P das AAA-Rating Deutschlands nicht gefährdet, denn das geplante Finanzpaket dürfte die Wirtschaft ankurbeln, was laut S&P positiv für die Kreditwürdigkeit sei. Schätzungen zufolge entsprechen die geplanten Ausgaben 1,2 % der jährlichen Wirtschaftsleistung Deutschlands. Dies dürfte auch positive Effekte auf die gesamte Wirtschaft der Eurozone haben. Darüber hinaus hat die EU am Donnerstag auf einem Sondergipfel beschlossen, in den kommenden Jahren 800 Milliarden Euro für die Verteidigungsfähigkeit und die Unterstützung der Ukraine zu mobilisieren sowie eine Darlehensfazilität von 150 Milliarden Euro zur Finanzierung gemeinschaftlicher Projekte und Beschaffungsvorhaben geschaffen.
Reaktionen der Marktteilnehmer:innen
In Reaktion auf das geplante Fiskalpaket in Deutschland sind die Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen allein am Mittwoch um 30 Basispunkte nach oben gesprungen. Dies war der stärkste Tagesanstieg seit der Wiedervereinigung Deutschlands. Am Donnerstag setzte sich der Renditeanstieg zeitweise bis auf 2,93 % fort. Im Tagesverlauf hat sich die Lage dann zwar etwas beruhigt. Mit 2,84 % befindet sich die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen aber auf dem höchsten Niveau seit Oktober 2023. Die Renditen der Staatsanleihen anderer Länder der Eurozone sind im gleichen Ausmaß wie die Deutschlands gestiegen, so dass sich die Spreads kaum verändert haben.
Stark zusammengelaufen ist dagegen der sogenannte Transatlantikspread, das heißt die Renditedifferenz zwischen zehnjährigen US- und deutschen Staatsanleihen. Er betrug am Freitag nur noch 146 Basispunkte. Ende letzter Woche waren es noch 180 Basispunkte, im Hoch Ende Dezember sogar 226 Basispunkte. Die geringere Renditedifferenz ist unter anderem auf eine Anpassung der Zinserwartungen der Marktteilnehmer:innen zurückzuführen. Diese haben zum einen ihre Zinssenkungserwartungen an die EZB deutlich zurückgenommen. Bis zum Jahresende sind aktuell keine zwei weiteren Zinssenkungen mehr voll eingepreist. Denn die geplanten Fiskalmaßnahmen in Europa dürften auch die Inflation fördern, was die EZB zu einem Überdenken ihrer Zins- und Geldpolitik bewegen dürfte. Zum anderen sind die Zinssenkungserwartungen an die Fed wieder gestiegen. Bis zum Jahresende erwarten die Marktteilnehmer:innen jetzt wieder fast drei Zinssenkungen. In den USA haben in den letzten Wochen die Konjunkturdaten enttäuscht und die Inflationserwartungen wegen der Politik der neuen US-Regierung deutlich zugenommen.
Der US-Dollar hat in diesem Umfeld in den letzten Tagen deutlich abgewertet. Er hat allein in der letzten Woche 4,4 % verloren. Der EUR/USD-Wechselkurs notierte am Freitag zeitweise mit 1,089 auf einem 4-Monatshoch.
Die Aktienmärkte waren neben den Fiskalmaßnahmen von Konjunkturdaten und vor allem von der Zoll- und Außenpolitik der US-Regierung getrieben. US-Präsident Trump setzte zu Beginn der letzten Woche Zölle gegen Kanada und Mexiko in Kraft und erhöhte Zölle gegen China. Er sorgte damit für große Verunsicherung bei den Unternehmen. Auch die Verbraucher:innen in den USA sind offenbar stark verunsichert, wie verschiedene Umfragen zeigen. Die US-Zollpolitik dürfte die Inflation nach oben treiben, da viele Unternehmen die erwartet höheren Preise weitergeben wollen. Darüber hinaus hat US-Präsident Trump die Militärhilfen für die Ukraine ausgesetzt, was ebenfalls mit Erschrecken an den Märkten aufgenommen wurde. US-Aktien kamen in der letzten Woche unter die Räder. Gemessen am S&P 500 verloren sie in Euro gerechnet über 7 %. Europäische Werte, gemessen am Stoxx 600, haben sich dagegen fast auf dem Niveau vom Wochenschluss gehalten. Positiv haben sich chinesische Aktien entwickelt und um etwas über 2 % zugelegt. Hier betrachten wir den MSCI China. Die Performance der letzten Woche spiegelt die seit Jahresbeginn wider: Während US-Aktien in Euro gerechnet 6,4 % verloren haben (US-Technologiewerte -8,2 %), haben europäische Aktien um 9 % zugelegt. Sie wurden noch von chinesischen Aktien überflügelt, für die ein Plus von 14,4 % zu Buche steht.
Positionierung im Spängler Asset Management
Der starke Renditeanstieg europäischer Staatsanleihen hat letzte Woche zwar Performance gekostet, im Spängler Asset Management konnten wir die Auswirkungen durch unseren Fokus auf den mittleren Laufzeitenbereich aber etwas abfedern. Das aktuelle Renditeniveau halten wir für attraktiv. Auch die Entwicklung der US-Aktien hat sich negativ ausgewirkt, zumal der schwache US-Dollar zusätzlich belastet hat. Wir haben letzte Woche die passiv hochgelaufene Aktiengewichtung auf neutral zurückgeführt und das Übergewicht von US-Aktien gegenüber europäischen Aktien reduziert. China bleibt unverändert beigemischt. Wir erwarten zwar in den kommenden Wochen und Monaten weiter volatile Kapitalmärkte, bewahren aber Ruhe und sehen von panikartigen Verkäufen ab. Wir sind gegenüber den Kapitalmärkten weiter konstruktiv eingestellt.
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