Das Jahr 2024 ist fast vorbei. Daher werfen wir einen Blick zurück auf die wichtigsten Ereignisse an den Kapitalmärkten. Heuer war, mit wenigen Ausnahmen, ein gutes Jahr für Aktien. Dies- und vor allem jenseits des Atlantiks wurden viele Rekordhochs verzeichnet. Während Anleihen es erneut schwer hatten, glänzte Gold. Auch Rohstoffe entwickelten sich unter dem Strich positiv, trotz fallender Ölpreise.
Ein Rekordjahr für Aktien
Die Aktienmärkte hatten zu Jahresbeginn den Schwung aus der Jahresendrally 2023 mitgenommen und verzeichneten gleich im ersten Quartal kräftige Zuwächse. Insbesondere Technologiewerte waren im Zuge guter Unternehmenszahlen gefragt und verhalfen den Aktienmärkten rund um den Globus zu einer Rekordrally. Europäische Aktien konnten in den ersten Monaten des Jahres mit US-Aktien noch halbwegs mithalten, was sich allerdings im weiteren Jahresverlauf änderte. Die Rally an den Aktienmärkten war übrigens keine Einbahnstraße: Sie wurde mehrfach gebremst, da die wichtigsten Zentralbanken zu Jahresbeginn rasche Zinssenkungserwartungen noch dämpften.
Das zweite Quartal startete mit einem kräftigen Rücksetzer, von dem sich europäische Aktien nur schwer erholten. Der Grund dafür war aber in den USA zu suchen. Denn nach guten Konjunkturdaten hatten die Marktteilnehmer:innen ihre Zinssenkungserwartungen weiter nach hinten geschoben. Auch der Vorsitzende der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, trug mit falkenhaften Äußerungen zum Rückgang an den Aktienmärkten bei. Schlecht aufgenommene Quartalszahlen der Unternehmen, und vor allem deren Ausblicke, Unsicherheiten rund um die EU-Wahl, sowie eine Eskalation im Nahen Osten spielten ebenfalls eine Rolle. Im weiteren Quartalsverlauf hellte sich die Stimmung aber auf, da nach eher schwächeren Konjunkturdaten wieder Zinssenkungsfantasien aufkamen. Vor allem US-Aktien entwickelten sich in diesem Zusammenhang positiv und erreichten neue Rekordstände. Gegenüber europäischen Aktien riss eine Lücke auf, die bis zum Jahresende immer größer wurde.
Im dritten Quartal hatten die großkapitalisierten Technologiewerte ihre Vorherrschaft an den Aktienmärkten verloren und Werte aus der zweiten und dritten Reihe rückten verstärkt in den Fokus. Schwache US-Arbeitsmarktdaten, die zu Rezessionssorgen in den USA führten, und die Auflösung von sogenannten Carry-Trades in Japan lösten Anfang August zwar Turbulenzen an den Aktienmärkten aus, die aber nicht lange anhielten. Schon kurze Zeit später waren die Verluste wieder aufgeholt und US-Aktien verzeichneten die längste Gewinnstrecke in diesem Jahr. Denn die Signale der Fed, die Zinsen zu senken, wurden immer stärker. Sie leitete schließlich im September mit einem großen Zinsschritt von 50 Basispunkten einen Zinssenkungszyklus ein. Die EZB hatte zu diesem Zeitpunkt die Zinsen bereits zweimal gesenkt. Die Aktienmärkte reagierten auf die Zinssenkungen teilweise mit neuen Höchstständen, auch in Europa. Hier drifteten die Märkte zusehends auseinander. Während zum Beispiel der deutsche Aktienindex DAX ein Rekordhoch erreichte und später im Jahr erstmals die Marke von 20.000 Punkten überwand, rutschte der französische CAC 40-Index aufgrund politischer Unsicherheiten ins Minus.
Das vierte Quartal stand im Schatten der Präsidentschaftswahl in den USA. Schon im Vorfeld der Wahl wurde ein möglicher Sieg von Donald Trump teilweise eingepreist. Nachdem sich der überraschend klare Wahlsieg von Trump und den Republikanern schließlich abzeichnete, reagierten US-Aktien euphorisch und machten sich zu neuen Höhen auf. Denn Trump wurde positiver für die Aktienmärkte gesehen als seine demokratische Herausforderin Kamala Harris. Von den geplanten höheren Importzöllen, Steuersenkungen, Deregulierungen, etc. sollten US-Unternehmen kurzfristig profitieren. Weitere Zinssenkungen der Fed und EZB wirkten ebenfalls positiv auf die Aktienmärkte.
Alles in allem war 2024 ein gutes Jahr für Aktien, wobei US-Werte klar die Nase vorn hatten. Der S&P 500 hat heuer bis Mitte Dezember 57 Rekordhochs verzeichnet, also quasi in jeder Kalenderwoche mehr als eines. Aus Sicht eines:r Euro-Investor:in hat der feste US-Dollar die Performance von US-Aktien zusätzlich beflügelt. Die Performance europäischer Aktien ist dagegen enttäuschend. China hat Japan im Jahresverlauf den Rang abgelaufen, worin sich Erwartungen von umfangreichen Stimulusmaßnahmen widerspiegeln.
Anleihen hatten es auch heuer schwer
An den Anleihemärkten ging es auch heuer recht volatil zu. Die Renditen und spiegelbildlich die Kurse der Anleihen waren erneut Spielball der Zins- und Geldpolitik der Zentralbanken, der Inflationsentwicklung und der Zinserwartungen der Marktteilnehmer:innen. Im ersten Quartal war ein deutlicher Renditeanstieg über die gesamte Zinskurve hinweg zu beobachten. Denn erstens wurden insbesondere in den USA gute Konjunkturdaten veröffentlicht, zweitens zeigte sich die Inflation auf beiden Seiten des Atlantiks hartnäckig, und drittens wurden frühe Zinssenkungserwartungen für die Fed deutlich zurückgeschraubt. Die Marktteilnehmer:innen haben im weiteren Jahresverlauf ihre Zinserwartungen noch mehrfach geändert.
Auch das zweite Quartal begann mit steigenden Anleiherenditen, worunter die Anleihekurse litten. Fed-Chef Powell konstatierte, dass es länger dauert, bis das Inflationsziel erreicht ist und die Zinsen daher länger hoch bleiben müssten. Später änderte sich das Bild, da die US-Inflation etwas an Dynamik verloren hatte und eher schwächere Konjunkturdaten Zinssenkungsfantasien aufkommen ließen. Im Juni hatte die EZB trotz erhöhter eigener Inflationsprognosen die Zinsen gesenkt. Sie hat damit vor der Fed mit der Lockerung der Geldpolitik begonnen, was in der Historie nicht oft vorkam.
Im dritten Quartal erholten sich die Anleihekurse merklich, da schwache Konjunkturdaten und der Rückgang der Inflation zu weiter steigenden Zinssenkungserwartungen und deutlich rückläufigen Renditen führten. Zudem kündigte Fed-Chef Powell auf der Zentralbankkonferenz in Jackson Hole quasi eine unmittelbar bevorstehende Zinssenkung an, die dann im September auch folgte. Die EZB senkte erneut die Zinsen. Die Zinskurven hatten sich im Verlauf des Quartals sowohl in den USA als auch in Deutschland, stellvertretend für die Eurozone, normalisiert. Das heißt, die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen liegen seitdem wieder über denen zweijähriger.
Im vierten Quartal führten gute US-Konjunkturdaten zunächst zu einer Rücknahme der aggressiven Zinssenkungserwartungen für die Fed, worauf die Renditen deutlich stiegen. Dann rückte auch auf der Anleiheseite die US-Wahl in den Mittelpunkt des Interesses. Der Wahlsieg von Trump ließ die Renditen vor allem am langen Ende steigen, da Trumps wirtschaftspolitische Vorhaben zu höheren Staatsausgaben und einer Ausweitung der Staatsschulden führen dürften. Zudem bergen die geplanten Zollmaßnahmen die Gefahr erhöhter Inflationsrisiken. Die EZB senkte im vierten Quartal die Zinsen noch zwei weitere Male, insgesamt heuer um 100 Basispunkte. Die Fed stand Mitte Dezember ebenfalls vor einem weiteren Zinsschritt.
Unter dem Strich wird für die Anleihen am Jahresende aller Voraussicht nach ein kleines Plus zu Buche stehen. Ein:e Euro-Investor:in profitierte bei US-Anleihen immerhin von der Währungsentwicklung, was deren bessere Performance im Vergleich zu europäischen Anleihen erklärt.
Euro verliert gegen US-Dollar
Nachdem sich der EUR/USD-Wechselkurs lange Zeit seitwärts entwickelte, legte der Dollar rund um die US-Wahl deutlich zu. Mit nur etwas über 1,04 notierte der EUR/USD-Wechselkurs zwischenzeitlich auf dem niedrigsten Stand seit rund zwei Jahren. Viele Marktteilnehmer:innen sind offenbar der Meinung, dass die Trump-Präsidentschaft Dollar-positiv sein wird. Zudem profitierte der Dollar vom höheren Zinsniveau in den USA und den im Vergleich zur EZB geringeren Zinssenkungserwartungen für die Fed. Der Euro wertete zum Beispiel auch gegenüber dem Britischen Pfund ab, da die Bank of England lange mit Zinssenkungen zögerte. Gegenüber anderen Währungen, wie beispielsweise dem Japanischen Yen, hat sich der Euro aber behauptet und erneut aufgewertet.
Gold eilt von Rekord zu Rekord
Für Gold hätte es heuer nicht viel besser laufen können. Es markierte reihenweise Rekordhochs, sowohl in Dollar als auch in Euro gerechnet. Auftrieb erhielt es zum Beispiel von den Zinssenkungen der Zentralbanken und den Zinssenkungserwartungen der Marktteilnehmer:innen. Letztere setzten zwischenzeitlich auf massiv fallende Zinsen in den USA. Daneben war Gold als sicherer Hafen in den zunehmend unsicheren Zeiten nachgefragt. Auch die Zentralbanken selbst haben heuer wieder viel Gold gekauft, um ihre Währungsreserven zu diversifizieren. Mit einem Plus von knapp 29 % per Mitte Dezember steuert Gold auf das beste Jahr seit 14 Jahren zu.
Auch Rohstoffe als Asset-Klasse zählen heuer zu den Gewinnern, obgleich die Performance nur leicht positiv ist. Während die Ölpreise vor allem aufgrund von Nachfragesorgen und einem gut versorgten Markt unter dem Strich nachgaben, erzielten die Industriemetallpreise moderate Zuwächse. Agrarrohstoffe zeigten sich alles in allem etwas schwächer.
Auf den Punkt gebracht
2024 war ein gutes Börsenjahr. Aktien markierten Rekordstände und schlugen sich deutlich besser als Anleihen. Gold glänzte und erreichte ebenfalls neue Allzeithochs. Der Euro musste zwar Federn lassen, wovon ein:e Euro-Investor:in bei der Anlage in US-Werten aber profitierte.
Das neue Jahr dürfte erneut spannend werden. Ob sich die gute Aktien-Performance fortsetzt oder es eine Verschnaufpause gibt, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Die große Unbekannte ist Donald Trump, der am 20. Jänner die Amtsgeschäfte in den USA übernimmt. Viele seiner handelspolitischen Vorhaben dürften Gegenmaßnahmen auslösen, die zu Unruhe an den Kapitalmärkten führen könnten. Daher dürfte die höhere Volatilität, die zeitweise im zweiten Halbjahr zu beobachten war, die Märkte auch im nächsten Jahr begleiten.
Wir starten 2025 in der Aktien-Allokation mit einem leichten Übergewicht und bevorzugen die USA gegenüber Europa. China bleibt beigemischt. Auf der Anleiheseite behalten wir eine mittlere Laufzeitenstruktur bei. Gold bleibt fester Bestandteil unserer Allokation.
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Stand 17.12.2024
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