In der Nähe von Wels, in der Marktgemeinde Wallern, befindet sich das Familienunternehmen AV Stumpfl.

 

1975 begann alles ganz klein in einer Studentenwohnung in Graz: Reinhold Stumpfl entwickelte ein Steuerungsgerät für Diaprojektoren, das auch den Bergsteiger Reinhold Messner begeisterte. Dadurch gelang es dem damaligen Hobbyunternehmer, in der Szene bekanntzuwerden.

 

Mittlerweile steht der Name AV Stumpfl für die Entwicklung und weltweite Vermarktung von Premiumprodukten in der Unterhaltungsindustrie. Der Exportanteil liegt bei 90 Prozent und auch die Mitarbeiter, die im Bereich Forschung und Entwicklung beschäftigt sind, sind internationaler Herkunft. 2018 wurde das Familienunternehmen von Reinhold und Ulli Stumpfl an die beiden Söhne Tobias und Fabian Stumpfl übergeben.

Sie fertigen und vermarkten Produkte für die Unterhaltungsindustrie. Was machen Sie genau?
Tobias Stumpfl: Wir machen einerseits Projektionswände. Unsere Kunden sind Veranstaltungsfirmen, die bei uns Komponenten und Projektionswände kaufen und diese an den Endkunden vermieten. Auf der anderen Seite haben wir eine junge Abteilung im Haus, wo wir sogenannte Medienserver bauen. Das sind im Prinzip spezielle Computer, die auch wieder für Veranstaltungen zum Einsatz kommen. Hier geht es um Regieplätze, wo Kamerabilder, Präsentationen und Geräte zusammenlaufen und gesteuert werden.

Ihre Firma ist 1975 gegründet worden, wie kam die Idee für diese Art von Elektronik?
Stumpfl: Das hat sich zufällig ergeben. Unser Vater hat in Graz Elektronik studiert und dort auch unsere Mutter kennengelernt. In Graz engagierte er sich auch beim Alpenverein. Der Alpenverein hatte damals einen Diaprojektor, um Impressionen vom Bergsteigen herzuzeigen. Mein Vater hat vorgeschlagen, einen zweiten Diaprojektor zu kaufen und eine Steuerung einzubauen, sodass das Dia nicht so abrupt verschwindet bevor das nächste kommt, sondern dass man gleich überblenden kann, so wie man es heute am Computer macht. Andere äußerten dann auch den Wunsch nach so einem Gerät und so ging es dann weiter. Reinhold Messner bestieg damals vierzehn Achttausender ohne Sauerstoff und mein Vater war mit ihm gemeinsam unterwegs. Durch diese Aktionen und die Diashows davon sind seine Produkte in der Szene bekannt geworden. Das war eigentlich der Anfang von allem.

Wir haben keine Massenproduktion, das heißt wir produzieren relativ geringe Stückzahlen in relativ hoher Qualität.

Was haben Sie und Ihr Bruder studiert?
Stumpfl: Grundsätzlich sind wir beide Betriebswirte. Ich hatte den Schwerpunkt Software-Entwicklung dabei. Außerdem sind wir ausgebildete Berufspiloten für den Linienflugbetrieb. Wir haben beide einmal für österreichische Fluglinien gearbeitet.

Sie stellen ausschließlich in Oberösterreich her. Wie ist das in der globalisierten Welt möglich?
Stumpfl: Wir haben keine Massenproduktion, das heißt wir produzieren relativ geringe Stückzahlen in relativ hoher Qualität. Die Chinesen sind zwar exzellent, wenn es um Elektronik geht, aber Mechanik ist nicht so ihr Ding. Sie haben schlichtweg wenig Verständnis für Qualität. Daher sind wir der Meinung, dass es hier am effizientesten gemacht werden kann.

Sie exportieren weltweit 90 Prozent. Wie schaut das in der Praxis aus?
Stumpfl: Unser Vater hat immer davon geträumt, das Unternehmen globaler aufzustellen. AV Stumpfl Holland und Singapur waren unabhängige Partner, man könnte sagen Franchisenehmer. Es gibt auch große Märkte wie zum Beispiel Amerika oder Russland, wo wir selbst Tochtergesellschaften und daran angeschlossen ein Händlernetzwerk betreiben. In Amerika am Standort Atlanta, Georgia halten wir ein riesiges Lager mit Komponenten. Wir produzieren dort nicht, aber wir haben die Grundstrukturen dort und müssen ggf. nur noch die fehlenden Komponenten mit dem Flieger nachschicken. Dadurch haben wir kürzere Lieferzeiten. Das macht immer dann Sinn, wenn wir für den Kunden einen Mehrwert generieren können.

Wie kommen Sie zu Ihren Kunden?
Stumpfl: Hauptsachlich über Mundpropaganda. Das Produkt ist in der Branche sehr gut sichtbar, weil unsere Produkte zum Großteil untervermietet werden. Früher hatte jede Veranstaltungsfirma ihr eigenes Equipment. Mittlerweile übernehmen diese Aufgabe nun sogenannte Equipment-Banken bzw. „Dry Hire“ Unternehmen.

Auf Ihrer Homepage ist ersichtlich, dass auch der respektvolle Umgang mit Ihren Mitarbeitern eine große Rolle spielt. Was bedeutet das für Sie?
Stumpfl: Ich denke, dass es im Leitbild vieler Unternehmen steht, dass Mitarbeiter respektvoll behandelt werden sollten. Damit ist nicht nur der persönliche Umgang mit den Leuten gemeint, sondern auch die gesamte Infrastruktur des Unternehmens. Das fehlt oft nicht nur in großen Konzernen, sondern sogar bei Familienunternehmen.

Weder wir noch unsere Eltern haben uns gedacht, dass die Übernahme so schwierig werden würde. Nicht schwierig im Sinne von formellen Hindernissen, sondern schwierig aus emotionaler Sicht, besonders für die Eltern.

Sie haben das Unternehmen Ihrer Eltern mit Ihrem Bruder übernommen. Wie war der Prozess der Übernahme für Sie?
Stumpfl: Weder wir noch unsere Eltern haben uns gedacht, dass die Übernahme so schwierig werden würde. Nicht schwierig im Sinne von formellen Hindernissen, sondern schwierig aus emotionaler Sicht, besonders für die Eltern. 40 Jahre lang steckt man Herzblut in etwas, das von heute auf morgen jemand anderer machen soll.

Schwierig ist es aber auch für den Übernehmer, weil die Erwartungshaltungen sehr hoch sind. Emotional ist der Prozess also wahnsinnig aufwendig und wir können allen, die in der Situation sind, nur empfehlen, sich den Problemen möglichst früh zu stellen und zwar nicht alleine, sondern unter „professioneller Aufsicht“.

Unterm Strich konnte uns Herr Schnitzhofer (Anm. d. Red.: aus dem Spängler Family Management) mit seiner langjährigen Erfahrung in solchen Prozessen aber sehr gut unterstützen.

Wie ist die Aufteilung geregelt? Für was sind Sie zuständig und für was Ihr Bruder?
Stumpfl: Bei großen Themen arbeiten wir eigentlich immer zusammen. Wir sind der Meinung, dass eins plus eins nicht nur zwei ergibt, sondern meistens mehr. Nur im Tagesgeschäft und bei administrativen Themen, die abgearbeitet gehören oder bei Fragen der Mitarbeiter haben wir eine kleine Aufteilung vorgenommen.

Das hier ist ja keine Großstadt. Wie finden Sie gute Mitarbeiter? Und woher kommen Ihre Mitarbeiter?
Stumpfl: Die meisten Mitarbeiter aus dem Produktionsbereich kommen aus dem Ort oder aus dem Nachbarort und schätzen es, dass sie beispielsweise mittags zum Essen heimfahren können. Da läuft das meiste eigentlich über Empfehlungen. Bei uns arbeiten auch sehr viele Softwareentwickler, Hardwareentwickler und Verkaufstechniker, das sind alles relativ hoch qualifizierte Jobs. Selbst bei diesen Jobs dauert die Einarbeitung um die zwei bis drei Jahre. Unsere Entwickler haben ihre Ausbildung in Linz oder Wels abgeschlossen. Wir haben aber auch Softwareentwickler aus Hannover, Köln und Frankfurt.

Wo geht die Reise in Ihrer Branche hin? Können Sie ungefähr sagen, welche Themen in drei bis fünf Jahren eine große Rolle spielen werden?
Stumpfl: Unsere Branche ist gar nicht so schnelllebig, sondern verhält sich sehr konservativ. Wenn wir ein neues Produkt vorstellen, das deutlich besser ist als das alte Produkt, dauert es fünf bis zehn Jahre, bis ein kompletter Umstieg durchgeführt worden ist. Unsere Branche verschmilzt ein bisschen mit der IT-Welt, weil die Audio- und Videotechnologie immer IT-lastiger wird. Für uns als Softwareentwickler ist das ein guter Trend, denn wir können unsere bestehenden Produktgruppen mit neuen Technologien ideal ergänzen.

Was bedeutet es für Sie, ein Familienunternehmer zu sein?
Stumpfl: Bei eigentümergeführten Unternehmen besteht der Vorteil darin, dass man sich selbst nicht anlügen kann. Jede Entscheidung hat Auswirkungen auf einen selber. Ein Familienunternehmen steigert zusätzlich die Qualität. Durch das eigentümergeführte Unternehmertum besteht die Möglichkeit, mit mehreren Familienmitgliedern zusammenarbeiten zu können. Auf der anderen Seite hat man natürlich ein sehr, sehr großes Konfliktpotenzial – sei es ein Generationenkonflikt oder ein Geschwisterkonflikt. Man muss hier entsprechend vorsichtig sein.

Wie wurden Sie von Ihren Eltern geprägt und was haben Sie an Werten von der Gründergeneration mitnehmen dürfen?
Stumpfl: Hauptsächlich die Werte, dass es sich bei einem Unternehmertum um eine andere Lebensform handelt. Unternehmer ist man immer. Es ist kein Beruf, sondern eine Lebensform. Auch dass man das Unternehmen miteinander betreibt, ist ein Wert, der uns mitgegeben wurde. Das heißt, man sieht die Mitarbeiter als Teil der erweiterten Familie und macht mit Ihnen ein gemeinsames Projekt.

Gibt es Themen im Unternehmen, die Sie und Ihr Bruder anders regeln als Ihre Eltern?
Stumpfl: Ja, da gibt es einige Themen. Unser Unternehmen ist relativ rasch gewachsen und wenn man rasch wächst besteht die Gefahr, dass man Trittbrettfahrer mit aufnimmt und Prozesse „schleifen“ lässt. Ganz oben auf unserer Liste steht, dass wir uns professionalisieren, was die internen Abläufe betrifft. Ein weiteres Thema ist, dass wir die Produktentwicklung enorm intensiviert haben. Noch vor wenigen Jahren hatten wir ein Entwicklungsbudget von 500 Tausend Euro, nun haben wir das Budget auf 3 Millionen erhöht.

Was schätzen Sie an Ihrem Bruder besonders?
Stumpfl: Dass wir uns wahnsinnig gut ergänzen. Das hat sich relativ früh gezeigt. Wir waren als Jugendliche beide im Segelflug-Juniorennationalteam. Da sitzt zwar jeder in einem eigenen Flugzeug, aber mit zwei Flugzeugen kann man eine größere Fläche abdecken. Es gibt den sogenannten Streckensegelflug, was ungefähr so funktioniert wie eine Regatta beim Segelbootfahren. Da taucht immer wieder die Situation auf, dass der eine vorne ist und der andere hinten. Da muss man soweit sein, dass der, der vorne ist, den Funktionsvorsprung nicht nur für sich selbst nutzt. Das nächste Mal ist es genau umgekehrt. Dass die Art zusammenzuarbeiten sehr sinnvoll ist, haben wir relativ bald, also im jugendlichen Alter von 15, 16 Jahren, bemerkt und das nutzen wir auch heute noch in unserem Berufsleben.

Was fasziniert Sie am Fliegen?
Stumpfl: Der Vorteil am Segelfliegen ist, dass man durch die lange Flugdauer den ganzen Tag, also zehn bis zwölf Stunden unterwegs ist und man in der Zeit nichts anderes machen kann. Wenn man zurückkommt, ist man mit sich selbst im Reinen.

Was sind Ihre persönlichen Stärken und die Ihres Bruders?
Stumpfl: Die grundtypologischen Unterschiede zwischen mir und meinen Bruder sind, dass ich eher der Techniker und Strukturmensch bin, während mein Bruder eher der impulsivere, kreative Teil von uns beiden ist, der die innovativen Aspekte einbringt.

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